„Lieber keine Möbel als auf die Schnelle ein paar billige kaufen“
Fenna von Hirschheydt ist Theaterwissenschaftlerin, Bühnenbildnerin und Lichtdesignerin und immer viel unterwegs. Ob in ihrer Heimat Schweiz, in Österreich, Liechtenstein, Finnland oder Irland, wo sie studiert hat. Im Sommer 2021 ist sie in eine neue Wohnung gezogen: „Ich genieße es, die Wohnung so einzurichten, wie es mir gefällt. Dafür lasse ich mir auch Zeit. Lieber habe ich einige Monate lang fehlende Möbel, als auf die Schnelle ein paar billige zu kaufen, die ich dann entweder langfristig nicht mag, die nicht in mein Konzept passen oder die schnell kaputt gehen.“ Im form.bar-Interview spricht sie über Langeweile, tolle Frauen, wichtige Entscheidungen, Vergleiche und übers Besserwerden.
Wir von form.bar sind davon überzeugt, dass das Leben formbar ist – wie haben Sie es geschafft, es nach
Ihren Wünschen zu gestalten?
Ich habe es geschafft, einen Beruf zu ergreifen, der unglaublich vielseitig ist, mir viel Flexibilität bietet
und mir jeden Tag neue Herausforderungen stellt.
Ich habe mich auf dem Weg dahin nie von den Erwartungen der Gesellschaft oder Teilen meiner Familie in die Irre
führen lassen. Ich habe mir selber die Zeit gegeben, die ich gebraucht habe, um meinen Weg zu finden.
Und kann heute sagen, dass sich diese „Verzögerungen“ ausgezahlt haben.
Was ist die wichtigste Eigenschaft, um Erfolg zu haben?
Ich glaube, man darf sich nicht unterkriegen lassen. Und man darf sich nicht zu fein sein, Arbeiten zu machen,
die einem vielleicht nicht gefallen, wenn sie einem insgesamt weiterhelfen.
„Mir ist sehr selten langweilig“
Was treibt Sie an?
Ich muss gestehen, mein Antrieb scheint mir oft nicht aus mir selber zu kommen, sondern eher ein externer Fluss
zu sein, in dem ich mich schon immer habe treiben lassen.
Ab und zu mache ich mal einen Schwimmstoß, um die Richtung zu ändern, mal bin ich an einem Ufer hängengeblieben
für eine Zeit, mal kurz in einem Strudel gefangen, aber eigentlich bin ich immer mit diesem Fluss in Bewegung.
Ich glaube, der einzige Antrieb, den ich tatsächlich aus mir heraus selbst empfinde, ist der Drang Langeweile zu
vermeiden. Aber mir ist eigentlich sehr selten langweilig…
Was waren der beste und der schlechteste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Ich bin für Ratschläge sehr resistent, muss ich zugeben. Aber ich glaube, ein Satz, der mich sehr stark geleitet
hat, auch wenn ich jetzt nicht mehr weiß, wann ich den wo gelesen oder gehört habe, ist:
Die einzige Person, mit der man tatsächlich ein Leben lang zusammen sein muss, ist man selber.
Das ist zwar nicht gerade ein Ratschlag, aber es hat mir auf jeden Fall das Gefühl gegeben, dass es okay ist,
sich selber zu mögen, zu schätzen, kennenzulernen und auch zu priorisieren.
Welchen Rat würden Sie Ihrem 20 Jahre alten Ich geben?
Ich glaube nicht, dass mein 20 Jahre altes Selbst meinen Ratschlag annehmen würde… ;)
Gibt es Zitate oder Weisheiten, die Sie besonders gut finden?
Zu viele, um alle aufzuzählen. Es gibt einige tolle Philosophinnen, deren Weisheiten mich regelmäßig leiten:
Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Sylvia Plath, Maya Angelou, Nawal El Saadawi. Ich kann es wirklich jedem und
jeder empfehlen, sich mit diesen Frauen auseinanderzusetzen.
„Ich bin mit sehr kleinem Luxus zufrieden“
Was bedeutet für Sie Luxus und wann haben Sie sich zuletzt Luxus gegönnt?
Ich bin mit sehr kleinem Luxus zufrieden: In einer schönen Gegend spazieren gehen zu können, eine Massage in
meinem Massagesessel (den ich geerbt habe),
dann das essen können, was ich will, ein Bad nehmen, mir Theater- oder Operntickets kaufen können, wenn ich
etwas sehen möchte. Auf ein Möbelstück, das ich wirklich haben möchte, warten zu können bzw.
es mir leisten zu können. Ich finde allerdings eher, dass all das Privilegien sind, deren Wert es sehr schwierig
ist zu bemessen oder auch nur, sich dieses Privilegs bewusst zu werden.
Aber weil ich diese Privilegien habe, kann ich mir (zumindest ein paar) dieser Luxusmomente fast jeden Tag
gönnen.
Wie wichtig ist Ihnen ein schönes Zuhause?
Sehr wichtig. Ein Zuhause ist ein Rückzugsort für mich, an dem ich mich wohlfühlen können muss.
Wie haben Sie form.bar entdeckt?
Ich habe auf Instagram eine Werbung gesehen und dann erst einmal aus Freude am Designen ein paar Möbel
entworfen, bevor ich mir dann tatsächlich überlegt habe, welche Möbel ich brauchen kann und haben will.
„Die Individualisierungsmöglichkeiten von form.bar sind toll“
Was macht für Sie das Besondere an form.bar aus?
Ich finde die Individualisierungsmöglichkeiten toll. Ich mag, dass lokale Schreiner und lokales Holz bzw.
Material verwendet wird.
Und, das habe ich natürlich erst während dem Bestellprozess gemerkt, form.bar bietet einen tollen,
maßgeschneiderten Kundenservice.
Was wären Sie auch gern geworden, was wollen Sie noch werden?
Ich war immer ein Joker: Relativ gut in fast allem, was ich ausprobiert habe und sehr interessiert an
unglaublich vielen verschiedenen Themen.
Als ich mich für ein Studium in Irland beworben habe, konnte ich mich nicht zwischen so vielen verschiedenen
Fächern entscheiden, also habe ich mich für alles Mögliche angemeldet:
Theater, Theater und Englisch, Kunst, Architektur, Mathe und Physik, Fotografie, Gebärdensprache,
Kleinkindererziehung…
Jetzt, wo mein Weg so langsam eine deutliche Richtung angenommen hat, möchte ich eigentlich nicht mehr sehr
viel.
Besser werden. In dem, was ich tue, in meinen außerberuflichen Aktivitäten, in meinem Umweltimpact. Aber dabei
vergleiche ich mich nicht mit anderen Leuten, sondern immer nur mit mir selber.
Was war Ihr größter Misserfolg?
Der steht wohl noch aus... Vielleicht eine der ersten Produktionen, für die ich das Bühnenbild gemacht hatte.
Ich war schlecht vorbereitet, weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde.
Das ist mir seither nicht wieder passiert, aber ich gebe auch mein Bestes, damit das so bleibt. Es war sehr
unangenehm.
Wie treffen Sie wichtige Entscheidungen?
Ich überlege es mir in der Regel ein paar Tage. Und dann frage ich mich, was ich mehr bereuen würde: Es zu tun
oder etwas nicht zu tun.
Wer oder was hat Sie geprägt?
Ich hatte eine fantastische Professorin an der Uni, die mir mit ein paar wenigen Vorlesungen wirklich die Augen
geöffnet hat und mich die Welt in einem anderen Licht hat sehen lassen. Dafür werde ich ihr immer dankbar sein!