„Je größer dein Ziel, desto mehr musst du machen“
Florian „Flo“ Jung ist einer der besten Windsurfer des Planeten – doch dieser Planet ist in großer Gefahr. Klimawandel, Umweltverschmutzung, vor allem die Vermüllung der Meere mit Unmengen Plastik haben Flo Jung zum Aktivisten für eine bessere Welt werden lassen. Mit spektakulären Aktionen wie einem Surftrip vor schmelzenden Gletschern in Alaska oder der Atlantik-Überquerung „Aquapower Expedition“, die ihn zusammen mit Wissenschaftlern, Umweltschützern und anderen Wassersportlern von der Karibik über die atlantischen Müllteppiche nach Frankreich führte, setzt er seit Jahren wichtige Zeichen und versucht, die Menschen wachzurütteln. Im form.bar-Interview spricht der zweifache Vater über Mut, Leidenschaft, sein Erfolgsgeheimnis, Zweifel und ein perfektes Zuhause.
„Es fängt alles mit Leidenschaft an“
Lieber Flo, du bist weit, weit weg vom Meer aufgewachsen. Dennoch hast du es geschafft, ein
Weltklasse-Windsurfer zu werden. Wie geht das?
Du brauchst ein klares Ziel. Wenn ich ein Ziel habe und das Gefühl, das ist jetzt das Richtige, das beschäftigt
mich Tag und Nacht, dann gibt es wenige Dinge,
die mich aufhalten können. Als ich mit 15 Jahren entschieden habe, dass ich ein richtig guter Windsurfer werden
will, als ich eine Passion dafür entwickelte,
habe ich nach Wegen gesucht, meinen Traum zu erfüllen.
Es war ein großer Traum, klar. Und ob er wahr wird, wusste ich natürlich nicht.
Wann genau wurde dein Traum geboren?
Als Kind habe ich sehr viele Sportarten ausprobiert, Tennis, Fußball, Karate, Hockey und noch mehr. Nichts hat
mich richtig gepackt.
Irgendwann habe ich dann in der Garage meines Onkels ein Surfbrett gefunden, an einem See in Frankreich. Ich war
sofort fasziniert.
Am Anfang war alles sehr schwierig. Aber ich habe gemerkt, wow, das macht Spaß. In der Natur, auf dem Wasser,
das ist es.
Das ist der Sport, der mich flasht, in den ich meine Energie reinsetzen will. Ich hab dann jedes Surfmagazin
stundenlang gelesen
und die Faszination wurde immer größer. Und dann gab es eines Tages einen Bericht über eine Surfschule auf
Hawaii, eine Art Surf-Internat.
Sofort war mir klar: Da muss ich hin!
Ein echtes Schlüsselerlebnis?
Ja, für mich stand fest: Egal, wie hart ich dafür arbeiten muss oder was ich tun muss – ich gehe nach Hawaii.
Es hat mein Leben verändert, ein einschneidendes Erlebnis. Und die Überzeugung war da: Ich nerve die so lange,
bis ich angenommen werde.
Das hab ich dann auch fast zwei Jahre gemacht.
Du musstest so hartnäckig sein?
Definitiv. Außerdem brauchte ich Geld. Also habe ich gejobbt, habe Segel verpackt, bei der Firma Gunsails, die
heute noch einer meiner größten Sponsoren ist.
„Immer positiv bleiben, dann ist das Leben leichter“
Und dann bist du mit 17 nach Hawaii…?
Zunächst für ein halbes Jahr. Dort habe ich innerhalb kürzester Zeit sehr viel gelernt.
Free Style war eine neue Disziplin, da war ich bei meiner Rückkehr nach Deutschland einer der Besten, habe dann
schnell andere Partner und
Sponsoren gefunden und dann wurde mir klar: Hey, ich kann das schaffen, ich bin jetzt genau da, wo ich hin
wollte.
Ich kann Profi werden.
Warum liebst du deinen Sport so? Kannst du das beschreiben?
Windsurfen gibt mir eine Erfüllung, die ich sonst nicht woanders spüre.
Das Naturerlebnis und dann die Beherrschung der Naturkräfte, die du so spürst wie bei keiner anderen Sportart.
Beim Surfen kontrollierst du den Segeldruck mit deinen Händen und mit deinen Füßen kontrollierst du das Meer und
das Wasser.
Und dann kommt noch eine Welle und du hebst ab und fliegst wie ein Vogel, das ist schon was sehr, sehr
Beeindruckendes.
Die Faszination lässt nicht nach?
Nein, denn du kannst dich immer mehr pushen, es gibt immer noch eine größere Welle und immer neue Plätze zu
entdecken.
Keine Zweifel in all den Jahren?
Ich habe versucht, die Zweifel nicht zuzulassen. Natürlich gab es immer Rückschläge. Ich war schon auch mehrmals
kurz davor aufzugeben. Aber eben nur kurz davor.
Ich habe immer nach Möglichkeiten gesucht, es weiter zu probieren, in ganz kleinen Schritten. Das war meine
Erfolgsdevise. Überall im Leben ist das so.
Dir wird nichts geschenkt, du musst immer hart arbeiten, aber wenn du tagtäglich ein Ziel verfolgst, ist die
Wahrscheinlichkeit, dass sich dein Ziel erfüllt, viel,
viel höher als wenn du es nicht versuchst. Und je größer dein Ziel, desto mehr musst du machen. Aber je
intensiver du dich mit etwas beschäftigst,
desto mehr Spaß macht es ja letztlich auch und desto größer die Chance, dass es erfolgreich wird. Ich glaube, es
fängt immer mit dem richtigen Ziel an.
Auch beim Windsurfen, ob jetzt auf dem Wasser oder wenn ich einen Film mache, gibt es natürlich Phasen, wo es
wenig Spaß macht, wo Geld fehlt,
wo ein Cutter abgesprungen ist oder du denkst, du schaffst es nicht. Genau dann musst du die Zähne
zusammenbeißen.
Diese Einstellung, nicht aufzugeben, immer weiterzumachen, hattest du die schon immer in dir drin oder gab
es Vorbilder?
Es ist tatsächlich auch eine Frage von Menschen, die man trifft. Ich hatte immer gute Mentoren, zum Beispiel den
Chef von Gunsails, ein innovativer Gründer.
Er sagte mir: Nutze die Stärken, die du hast. Und eine dieser Stärken ist Kreativität. Deshalb habe ich früh
Wert auf schöne, besondere Fotos gelegt.
So schaffte ich es auf die Titelseiten bekannter Magazine, bevor ich überhaupt Weltcuperfolge hatte.
Mein ganzes Leben lang habe ich Menschen getroffen, die mich in irgendeiner Form inspiriert haben.
Man muss versuchen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, dann schickt dir das Universum vielleicht auch
die Menschen, die du gerade brauchst.
Es kommt vor allem auf einen selbst an?
Es hängt oft an deinen eigenen Gedanken, an deiner Einstellung.
Und man muss bereit sein, an sich zu arbeiten, und sollte Dinge tun, die einem Freude bereiten und die Sinn
geben.
Gibt es Zitate oder Weisheiten, die dich schon lange begleiten?
Nicht direkt. Viele Leute haben viel Schlaues gesagt, aber am Ende fängt es immer bei dir selber an.
Und wie du deinen Alltag gestaltest, ob du aktiv Ziele erreichen willst oder nur reagierst auf Dinge, die dir
passieren.
Man muss sich aktiv überlegen, was kann ich jetzt verbessern, was gibt mir die Motivation morgens aufzustehen
und Bock zu haben, den Tag zu beginnen?
Ich finde diese Fähigkeit faszinierend, dass du dein Leben selbst bestimmen, selbst formen kannst, indem du dich
mit deinen Gedanken auseinandersetzt.
Man muss daran glauben, dass man immer einen Weg findet.
„Und dann hebst du ab und fliegst wie ein Vogel“
Hast du ein Beispiel aus deinem Leben?
Ich habe mich im letzten Jahr viel damit beschäftigt, wie ich immer etwas Neues lernen kann, wenn ich aufs
Wasser gehe.
Du kommst als Sportler an den Punkt, an dem sich die Tage sehr ähneln, wo du es nicht mehr richtig schätzt, was
passiert.
Dann kam bei mir noch eine Knie-Verletzung dazu. Da war klar, ich muss meine Einstellung für meinen Sport
ändern.
Ich habe mir dann vorgenommen, zu versuchen bei jedem Training in den Flow zu kommen. Kleine Ziele, nicht immer
das spektakulärste Manöver wagen,
sondern innere Freude fühlen, dann geht vieles viel besser.
Das ist ein Prozess, den man lernen muss und den muss man gedanklich weiterentwickeln – innere Motivation.
Immer positiv bleiben, was nicht immer leicht ist, doch dann ist das Leben deutlich leichter.
Was ist für dich die wichtigste Eigenschaft für Erfolg?
Es fängt alles mit Leidenschaft an. Ob du Sportler bist, Vater, Ehemann: Da ist immer der Wille da, ich will es
gut machen, und dann macht es mehr Spaß.
Wie bedeutend ist Mut?
Mut gehört auf jeden Fall dazu. Ich selbst muss mir immer wieder in den Arsch treten und Ängste überwinden.
Das können Anrufe sein bei Sponsoren oder ein fetter Tag auf dem Wasser, wo es auch mal lebensgefährlich sein
kann.
Hinter Mut steht aber auch immer das Gefühl, auf die nächste Stufe zu kommen, zu wachsen.
Dieses Wachstum ist extrem wichtig, damit man sich einfach weiterentwickelt.
Du bist vor kurzem erneut Vater geworden. Wie wichtig ist für dich und deine Familie ein schönes Zuhause?
Weil ich normalerweise viel unterwegs bin, ist ein Wohlfühl-Zuhause schon sehr wichtig.
Und dieses besondere Zuhause entsteht gerade, ist sogar fast fertig. Es ist ein Öko-Haus in Südafrika, am Kap
der Guten Hoffnung, einem der besten Surfspots.
Es ist auch ein Projekt, um zu zeigen, wie man mit geringem Budget und neuesten Technologien ein nachhaltiges
Haus bauen und im Einklang mit der Natur wohnen kann.
Die Wände zum Beispiel sind aus Hanf, es gibt eine Wasser-Aufbereitung, wir nutzen die Sonne zur Stromerzeugung,
wollen so autark wie möglich leben.
Unser Ziel war und ist es, minimalistisch zu bauen und nur das zu verwenden, was wirklich notwendig ist. Daher
passen auch form.bar-Möbel so gut in dieses Haus,
sie helfen, eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Man kommt jetzt in das Haus und hat ein gutes Gefühl, fühlt
sich einfach wohl, ist happy, spürt positive Energie.
„form.bar-Möbel schaffen eine besondere Atmosphäre“
Neben der Familie und dem Sport liegt dir eine weitere Sache sehr am Herzen, im wahrsten Sinne: „Mon Coeur“
– was ist das und wem kannst du damit helfen?
„Mon Coeur“ ist eine Non-Profit-Organisation, die ich zusammen mit meiner Frau vor weit über 10 Jahren gegründet
habe.
Die Mission von „Mon Coeur“ ist simpel: Wir wollen Möglichkeiten für positiven Wandel schaffen.
Wir wollen unser eigenes Glück teilen und das Leben von Menschen mit weniger Chancen durch Bildung und
Inspiration bereichern.
Das machen wir durch den Verkauf von Produkten, von Armbändern, Ledertaschen, Schmuck, Postkarten und vielem
mehr.
Und auch mit der Herstellung der Produkte, mit der wir Arbeitsplätze schaffen, für Flüchtlinge in Deutschland
ebenso wie für Menschen in den Townships
von Südafrika. Die Gelder, die wir mit dem Verkauf erzielen, fließen in Schulen, Kindergärten und
Bildungsprojekte.
Über die Jahre ist eine richtige „Mon Coeur“-Community entstanden, das ist sehr schön, weil man so einen
positiven Kreislauf erschaffen kann.