„Dann war mir klar: Ich will form.bar!“
Thorsten Klein ist Gründer und Kommunikationsexperte, seit Neuestem ist er auch Teilhaber einer Brauerei. Als Regierungssprecher des Saarlandes zählte er zum engsten Beraterkreis der ehemaligen Ministerpräsidenten und CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer. Im form.bar-Interview spricht er über bereichernde Halbsätze, Freiheit, Reiner Calmund, seinen inneren Kompass, kluge Ratschläge und „positive Beklopptheit“.
„Menschen, die etwas zu erzählen haben“
Lieber Thorsten, du kommst gerade zurück von einer Kreuzfahrt in Norwegen. Ein Naturparadies?
Es war meine erste Kreuzfahrt, mein erster Einsatz als Moderator an Bord – aber nicht mein erstes Mal in Norwegen. Ich wusste ja um die Schönheit des Landes.
Aber mir war nicht mehr bewusst, wie unglaublich spannend und vielfältig dieses Land ist. Wir waren in Olden am größten Gletscher Europas, der immer mehr schrumpft. Das macht nachdenklich.
Und wir waren am Geirangerfjord, für mich einer der spannendsten Orte der Welt. Da trifft der Begriff des Naturparadieses definitiv zu. Ja!
Für form.bar ist die Natur eine große Quelle der Inspiration. Was inspiriert dich?
Menschen! Menschen, die etwas zu erzählen haben. Das beginnt bei den Eltern, gilt für Freunde und hört bei Geschäftspartnern noch lange nicht auf.
Und nicht immer sind es neue Weisheiten, die sie lehren. Manchmal reichen Halbsätze, die den berühmten Aha-Effekt auslösen.
Besonders spannend finde ich es, wenn Menschen, die etwas zu erzählen haben, ihre Gedanken sortiert zu Papier bringen. Zwei Bücher begleiten mich regelmäßig beim Nachdenken.
Der CEO von Stepstone hat über die Arbeiterlosigkeit als Nachfolge der Arbeitslosigkeit geschrieben. Gerade in politischen Instanzen müsste ein Umdenken her.
Es wird oft noch versucht, mit den Instrumenten aus den 1980ern Probleme von heute zu lösen. Inspiriert hat mich auch Tiziano Terzani mit dem Buch „Das Ende ist mein Anfang“.
Er war Journalist, todsterbenskrank, zog sich zurück auf eine einsame Hütte – und sein Sohn interviewte ihn über sein Leben. Er hatte die Welt gesehen.
Mir ist ein Grundsatz seiner Einstellung hängen geblieben. Er wollte immer, dass seine Kinder „frei und geborgen zugleich“ aufwachsen. Das ist auch zu meiner Devise geworden .
Die Kreuzfahrt war auch beruflicher Natur. Gemeinsam mit Reiner Calmund, einem der erfolgreichsten und markantesten Fußball-Manager, die Deutschland je gesehen hat, hast du mehrere Abende über den Lieblingssport der Nation diskutiert.. Können wir annehmen, dass es genug zu lachen gab?
Und ob. Für mich war das ja eine Premiere. Ich war erstaunt, wie sehr dieser Mann mit seinen 73 Jahren immer noch Menschen fesseln und beeindrucken kann.
Sein Erzähl-Schatz ist ja schier unendlich. Wenn jemand wirklich Gott und die Welt kennt, dann Calli! Er brachte binnen weniger Minuten das ausverkaufte Theater der „Mein Schiff 4“ zum Kochen.
Und auf dem Weg zum Schiff klingelte im Auto auf der Raststätte sein Handy. Mark Forster rief an. Er sei für ProSieben in Regensburg mit einer Touristen-Gruppe und brauche Tipps.
Er dachte sich, da kann nur einer helfen: Calli. Er konnte.
Die beste Geschichte, die Calmund erzählt hat?
Viele… Welche fällt mir zuerst ein...? Vielleicht die, als Rudi Völler deutscher Bundestrainer wurde.
Nach der verkorksten EM 2000 suchte der DFB einen neuen Teamchef und wollte Christoph Daum von Bayer Leverkusen verpflichten.
Es kam in Köln zum Gipfeltreffen mit der DFB-Spitze, den Bayern-Bossen sowie Calli und Rudi Völler für Bayer Leverkusen.
Calli gab seinen Trainer Daum nicht frei, erst in neun Monaten zum Ende der Saison. Es brauchte eine Übergangslösung.
Wer im Raum konnte das machen? Rudi Völler. Die Sitzung dauerte und seine Frau rief an: Rudi, wo bleibst Du, wir haben doch Besuch?
Rudi entgegnete, er werde Bundestrainer – was seine Frau nicht glaubte. Bis er in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Kölner Stadion noch am gleichen Tag vorgestellt wurde.
2002 wurde er als Trainer dann Vize-Weltmeister.
„Wenn man bekloppt ist, dann ist man bekloppt“
Zurück zu Dr. Thorsten Klein. Beruflich bist du, das kann man wohl so sagen, ein Tausendsassa. Was machst du eigentlich alles so. Und zuvor noch: Woher kommt das Dr.?
Ich habe in Medien- und Kommunikationswissenschaften promoviert, weil ich wissen wollte, inwiefern Algorithmen Einfluss auf unsere Demokratie ausüben.
Ich bin ja überzeugter Journalist und halte deshalb Instanzen wie Meinungsfreiheit, Meinungsvielfalt und freier Zugang zu Informationen hoch.
Wenn Algorithmen ihr Unwesen treiben, ist das nicht mehr zwangsläufig gegeben. Die Digitalisierung verändert unser Leben. Ich habe das in meinem Buch über die Algokratie zusammengefasst.
Sonst folge ich drei Säulen: Erstens berate ich Unternehmen und Institutionen zu allen Fragen der Kommunikation.
Zweitens halte ich Seminare und Workshops zur ABERTO-Formel, die ich entwickelt habe. Drittens beteilige ich mich an spannenden und innovativen Unternehmen,
trete dort als strategischer Partner auf und helfe, Produkte und Unternehmen zu veredeln. Das macht Spaß.
Jetzt bist du auch noch Miteigentümer einer Traditionsbrauerei aus Saarbrücken – wie kam das denn?
Das stimmt, die Bruch Brauerei in unserer Landeshauptstadt. Und die Resonanz ist bahnbrechend – von Bruch-Pilot bis Bruch-Bier-Retter hab ich alles Mögliche gehört. Aber möglich ist dies nur, weil es eine Investorengruppe gibt, die aus purer Überzeugung und zur Wahrung von Traditionen mitzieht. Ich hätte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können, die älteste Brauerei im Saarland, das älteste Familienunternehmen und das zweitälteste Unternehmen im Land pleite gehen zu lassen. Bruch gibt es seit 1702 und inzwischen in neunter Generation. Die Welt verändert sich – aber wir können doch nicht alle Wurzeln kaputtgehen lassen. Es war eine Überzeugungstat. Wer in der Lage ist zu helfen, der sollte helfen. Übrigens – Calli meinte nur: „Mej Jung, wenn man bekloppt ist, dann ist man bekloppt.“ Damit komme ich gut klar.
„Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel“
Wir denken ja, dass das Leben formbar ist – wie hast du es geschafft, es nach deinen Wünschen erfolgreich zu gestalten?
Dann denken wir gleich. Meine Vorgehensweise ist immer gleich: Welches Ziel will ich erreichen? Was ist mir wichtig und welche Prioritäten setze ich? Dann ist für mich klar:
Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel. Nur wenn ich weiß, dass ich von Saarbrücken nach Hamburg will, komme ich in Hamburg an. Auf dem Weg zum Ziel braucht es Zwischenschritte.
Und die erreiche ich am besten mit stringenter Flexibilität und Netzwerken: Wer hilft mir dabei, mein Ziel zu erreichen? Wer hat das Ziel schon mal erreicht? Von den Besten lernen – das funktioniert immer. Versprochen!
Was hat dir dabei besonders geholfen? Welche Eigenschaft?
Ich habe während der Pandemie eine Ausbildung bei Clemens Maria Mohr, einem Mentalcoach im Allgäu gemacht. Ich wollte wissen:
Was kann die Medienwissenschaft in Fragen der Kommunikation von der Psychologie lernen? Ich finde, wir denken zu oft in Schubladen oder nach Einzelinteressen.
Dabei ist der Blick für das Ganze relevant. Das war mein Antrieb. Clemens hat mich insbesondere gelehrt, klar zu fokussieren, Ziele zu visualisieren, mich täglich zu programmieren und zu hinterfragen:
Bringt mich das, was ich gerade tue, meinem Ziel näher? Wenn ja, mache ich weiter. Wenn nein, höre ich auf damit.
An wen denkst du, wenn du an erfolgreiche Menschen denkst?
An Menschen, die dazu in der Lage sind, ein Land, ein Unternehmen, eine Organisation zu einen.
Die verstehen, dass nicht das Interesse eines jedes Einzelnen unsere Welt verbessert, sondern dass wir die Herausforderungen der Zeit nur gemeinsam schaffen.
Menschen, die zusammenführen statt zu spalten. Digitalisierung, Globalisierung, Pandemie und ein Krieg auf unserem Kontinent – die Welt steht ja Kopf.
Da braucht es kluge Köpfe, die uns wieder Leitplanken setzen und die Richtung vorgeben können. Menschen mit einem Plan, die nach Vernunft und Verstand handeln.
Davon bräuchten wir mehr. Gerade in diesen Zeiten.
„Wenn es einfach wäre, könnte es jeder“
Wie triffst du wichtige Entscheidungen?
Aus dem Bauch heraus. Natürlich ist bei jedem Einstieg in ein Unternehmen das komplette Zahlenmaterial interessant.
Man spricht heutzutage von einer due diligence. Letzten Endes aber ist entscheidend, ob ich von einer Sache überzeugt bin.
Und ob sie zu meinem inneren Kompass passt. Bringt mich die Entscheidung meinem Ziel näher? Dann ziehe ich es durch.
So berate und begleite ich auch Unternehmen und Institutionen, in denen ich nicht selbst die Verantwortung trage.
Hast du ein Lebensmotto oder gibt es eine Weisheit oder ein Zitat, an das du oft denkst?
Wer mal bei mir zu Hause war, der sieht an jedem Fenster oder Spiegel Zitate kleben. Weil ich regelmäßig daran erinnert werden möchte, was wichtig ist.
Demzufolge gibts mehrere… „Wo meine Aufmerksamkeit ist, da komme ich hin.“ Das ist eines davon. Wenn ich für schlechte Zeiten spare, werden irgendwann die schlechten Zeiten kommen.
Oder: „Wenn es einen Menschen auf diesem Planeten gibt, der aus Nichts eine Million gemacht hat, dann kannst du das auch.“ Das hat uns schon C.G. Jung vor 100 Jahren mit dem kollektiven Unterbewusstsein mitgegeben.
Oder auch: „Wenn jeder gibt, bekommt jeder.“ Dann ist das Verhältnis von Geben und Nehmen stets ausgeglichen. Eine coole Vorstellung, wie ich finde.
Was war der schlechteste Ratschlag, den du je bekommen hast?
„Wenn die nächste Landtagswahl vorbei ist, wird es entspannter.“ So hieß es vor jeder Wahl – und ich habe drei aktiv erlebt.
Es wurde nie weniger Arbeit. Doch im Nachhinein haben sich die Mühen stets gelohnt.
Ich konnte in meiner Zeit als Regierungssprecher in der Staatskanzlei des Saarlandes unglaublich viele Erfahrungen sammeln und durfte noch mehr spannende Menschen kennenlernen.
Insbesondere von meiner damaligen Chefin, der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, habe ich viele Impulse mitnehmen können. Auch den Spruch: „Wenn es einfach wäre, könnte es jeder.“
Wie dreckig ist das politische Geschäft?
Genauso wie das in der Wirtschaft oder der Kirche auch. Letzten Endes geht es ja immer darum, für das eigene Vorhaben das Beste rauszuholen. Mehrheiten dafür zu organisieren, gehört zum Tagesgeschäft dazu.
Was war der beste Ratschlag?
„Hör auf Dein Bauchgefühl!“
„Das Leben ist in der Tat formbar“
Was bedeutet für dich Freiheit?
Frei nach Harald Juhnke: keine Termine und leicht einen sitzen.
Was ja leicht belächelt wird, hat ja doch einen wahren Kern: Freiheit kurzfristig definiert, bedeutet für mich in der Tat einen Tag ohne Termine und Entscheidungen.
Freiheit langfristig definiert, bedeutet der Schmied meines eigenen Glückes sein zu können.
Mein Leben selbst in die Hand nehmen zu können. Mich frei entfalten zu können. Das machen zu können, worauf ich Lust habe.
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich geben?
Denke viel früher ganzheitlich. Definiere viel früher die für dich relevanten Themen zu den fünf Säulen:
1. Beziehung: Welche Beziehungen sind dir wichtig – zu den Eltern, Kindern, Partnern?
2. Entwicklung: Was tue ich, nie stehen zu bleiben – vom Gitarre lernen bis zur Fremdsprache?
3. Finanzen: Wie wichtig sind die Finanzen – samt Eigenheim und Anlagegeschäfte?
4. Beruf: Wie soll es beruflich mit mir weitergehen?
5. Gesundheit: Was tue ich, damit ich fit bleibe? Auch hier gilt der ganzheitliche Ansatz, den ich gern schon früher für mich entdeckt hätte.
Wie hast du form.bar entdeckt?
Über die Gründer. Sie sind einfach positiv bekloppt. Ich hatte gerade meine erste Wohnung gekauft und Okinlab war gerade gegründet, da saß Gründer Sandro in meinem leeren Wohnzimmer.
Wir haben Zeitungen geklebt, die Möbel sein sollten. Wir wollten wissen, wie sich der Raum entwickelt.
Und als ich die ersten Entwürfe dann digital gesehen hatte, war mir klar: Ich will form.bar.
Nicht nur in deinem Wohnzimmer gibt es ein form.bar-Möbel, auch einen Schreibtisch hast du inzwischen designed. Warum hast du dich für form.bar entschieden?
Ich gehe sogar noch weiter: das Regal mit Sideboard, die Garderobe, das Gehäuse des Kleiderschranks, der Esstisch, der Schreibtisch samt Regal.
Ich habe über die Jahre immer wieder nachgelegt, weil der Stil zu mir, meinen Vorstellungen und der Wohnung passt. Ich fühle mich pudelwohl und bin von Möbeln wie auch den Menschen dahinter zutiefst überzeugt.
Das Leben ist in der Tat formbar.