„Es gibt nichts, was mir so viel Liebe geben könnte und so viel Spaß“
Gengis Ademoski, besser bekannt als Lil Ceng, ist einer der weltbesten Breakdancer. Schon mit 16 wurde der 1991 in Mazedonien geborene Ausnahmekünstler festes Crewmitglied der Flying Steps, mit denen er vier Weltmeistertitel gewann. Seit der ersten Stunde gehört Lil Ceng auch zum Team der Show „Flying Bach“, einer kultigen Kombination aus Breakdance und Ballett, die rund um den Globus Erfolge feiert und schon Hundertausende Zuschauer begeistert hat. Im form.bar-Interview spricht Lil Ceng über Träume, Energie, unbeschreibliche Gefühle und die Chance, die Sein Leben veränderte.
„Je spektakulärer, desto besser“
„Tanzen ist mein Leben und meine Zukunft“ – das Zitat stammt von dir, ein starker Satz. Wie hast du das
Tanzen für dich entdeckt?
Seit ich klein bin, wollte ich auf der Bühne stehen, ein Entertainer sein, mich bewegen. Mein Bruder und ich
sind immer schon über Sachen gesprungen, haben Handstand gemacht, einfach alles versucht.
Als ich zehn Jahre alt war, habe ich dann Breakdance im Fernsehen gesehen, Viva und so, die Tänzer waren mega
beeindruckend, richtig gut.
Und du hast gedacht – das will ich auch!?
Ja, genau. Als Erstes aber habe ich gedacht: Äääh, Moment, was ist das denn?
In Deutschland war Breaken damals noch nicht so bekannt, viele wussten gar nicht, was das überhaupt ist. Ich
aber fand die Moves einfach Wahnsinn, wollte das unbedingt lernen.
Und auf der Bühne stehen…
Auf jeden Fall. Das hat bestimmt auch mit meiner Liebe zu Filmen zu tun.
Ich hab früher viele Karatefilme angeschaut, deswegen war ich immer sehr motiviert, irgendwas zu machen mit
meinem Körper, am liebsten nichts so Normales, sondern je spektakulärer, desto besser.
„Schon als Kind war ich jeden Tag 24 Stunden nonstop Breakdancer“
Wie legt man los mit Breakdance? Die Moves aus dem Fernsehen nachmachen im Wohnzimmer?
So war es tatsächlich. Dann probiert man in der Turnhalle ein paar Sachen aus oder auf der Straße.
Ich hatte das Glück, dass ich in Saarbrücken ziemlich schnell Breakdancer kennenlernte, die mir viel beigebracht
haben und die bis heute gute Freunde sind.
Auch mein Cousin war ein Vorbild, wir haben damals viel draußen trainiert, in der Fußgängerzone auch, vor
Publikum, mit Applaus. Das hat dann natürlich noch mehr Spaß gemacht.
Du hattest immer nur Breakdance im Kopf als Kind?
Damals habe ich mir immer vorgestellt, wie es wohl ist, vor tausenden Zuschauern auf der Bühne zu tanzen.
Mein Tagesablauf nach der Schule war immer so, dass ich mir eine Kassette mit Breakdance-Videos angeschaut und
mich dabei gedehnt habe, das war eine Art Ritual, danach habe ich oft noch fünf Stunden oder so trainiert.
Und abends kurz vorm Schlafen habe ich mir die Videos dann wieder angeschaut. Das war mein Tag. Jeden Tag war
ich 24 Stunden nonstop Breakdancer.
Wie ist deine Karriere dann in Fahrt gekommen?
Als ich in Saarbrücken im Jugendzentrum trainiert habe und auch eine Gruppe hatte, die Kingsize Group, bekam ich
eine Anfrage von den Stuttgart Breakers, sie wollten, dass ich mit ihnen auf der Deutschen Meisterschaft tanze.
Ich kannte die Jungs schon, die waren auf einem sehr guten Level, deshalb habe ich mitgemacht, wir sind
weitergekommen und haben das Ding auch gewonnen.
So hat es sich ergeben, dass ich zwei Gruppen hatte, ich konnte mich super weiterentwickeln, mich ständig
verbessern.
„Ich hab alles gegeben, das Publikum ist ausgerastet“
Du hast dann auch sehr schnell erste internationale Erfahrungen gemacht.
Ja, ich war zwar erst 12 oder 13, aber es ging los mit Korea, Japan, auch anderen Ländern. Als wäre es gestern
gewesen, erinnere ich mich an ein Battle in Holland, wo jedes Jahr die besten Breaker aus Asien, USA und Europa
zusammenkommen.
Ich durfte Deutschland repräsentieren, doch schon am Tag zuvor bekam ich eine Chance, die mein Leben veränderte.
Wow, das klingt spannend. Was war los?
Es war ein Contest der besten Power Mover der Welt, ich war angemeldet, wollte aber gar nicht mitmachen, ein
Freund musste mich überreden, dafür bin ich ihm bis heute dankbar.
Ich war 14 und es waren 140 B-Boys da, wie gesagt Power Mover wie ich, alle sollten vortanzen, die beiden Besten
ins Finale kommen.
Als ich mich beim Warmmachen umgeschaut habe, war neben mir plötzlich der beste Koreaner, ein echter Star, so
was wie der Cristiano Ronaldo des Breakdance, der geilste Typ, ich kannte ihn nur aus Videos, sein Name war „The
End“,
und er machte Dinge, bei denen sich viele den Arm brechen würden.
Hast du ihn angesprochen?
Ja, ich fragte ihn ganz ehrfürchtig: Bist du The End? Als er „Ja“ sagte, hab ich nur noch gedacht, okay, Mist,
jetzt bin ich geliefert.
Dann haben wir alle vorgetanzt und am Ende hieß es: Die beiden Besten sind The End und Lil Ceng. Das war
natürlich der Hammer, ich wusste nicht mehr, was ich denken oder machen sollte.
Doch dann habe ich mir gesagt, egal, was passiert, ich gebe jetzt alles, ich habe die Power, hab die Energie,
ihn zu besiegen.
Ich hatte größten Respekt vor The End, aber ich wollte mein Bestes geben. Drei Runden habe ich reingehauen wie
noch nie in meinem Leben,
die Jury konnte sich nicht entscheiden, wir mussten noch eine Runde tanzen, ich hab wirklich alles gegeben, das
Publikum ist ausgerastet.
„Nach diesem Abend kannte die ganze Welt meinen Namen“
Hast du gewonnen?
Ja, die Jury wählte mich mit 2:1 Stimmen zum Sieger. Es war unglaublich: Die besten Breaker der Welt und ich
gewinne das Ding! Vorher war ich in Deutschland bekannt, nach diesem Abend kannte man meinen Namen in der ganzen
Welt.
Dieser Abend hat alles ins Rollen gebracht, hat alles verändert. Plötzlich schauen dich alle an und reden über
dich, unglaublich.
Kurz danach wurdest du Crewmitglied der Flying Steps, seit du 18 bist, ist Breakdancen dein Beruf, du bist
Profi, RedBull einer deiner Sponsoren. Welche Erlebnisse in den letzten Jahren sind dir besonders in
Erinnerung geblieben?
Boah, das ist schwer, das Breaken hat mich durch die ganze Welt gebracht, wir hatten Shows beim Eurovision Song
Contest, bei der Formel 1, auf einer Meisterfeier des FC Bayern oder auch beim 150. Geburtstag der SPD.
Ich glaub, ich war 10 Mal bei Stefan Raab im Fernsehen, wir haben auch einen „Echo“ gewonnen, den Sonderpreis
Klassik für die Show Flying Bach. Wir tanzen da zur Musik von Johann Sebastian Bach, also Breakdance trifft auf
Ballett,
Jugend- auf Hochkultur. Kurz gesagt: Ich bin wirklich viel rumgekommen und habe meinem Sport auf jeden Fall
sehr, sehr viel zu verdanken.
„Ich habe immer daran geglaubt“
Wo warst du schon überall?
Die Frage ist eher, wo ich noch nicht war (lacht). Ich bin mit mehreren Shows durch die ganze Welt gereist, mit
Flying Bach, Flying Pictures und Flying Illusion, alles herausragende Projekte.
Wir waren auf Tour in den USA, Australien, Südamerika, in Asien. Manchmal war ich in einem einzigen Jahr in 30
Ländern. Diese Erfahrungen, die Erinnerungen sind unbezahlbar, das kann mir auch keiner mehr wegnehmen.
Wie hast du es geschafft, deine Liebe zum Tanzen zu leben, so viel erleben zu können und ja auch damit Geld
zu verdienen?
Es war einfach immer mein Traum. Ich habe immer daran geglaubt. Für mich war klar, ich muss diesen Weg gehen.
Ich wollte Tänzer sein, wollte einfach nur Spaß haben auf der Bühne.
Das ist das, was ich immer wollte. Nach meinem Schulabschluss habe ich mit meiner Mutter vereinbart, dass ich
mich ein Jahr lang voll aufs Tanzen konzentrieren kann.
Wir wollten sehen, ob ich vom Tanzen leben kann. Aber schon nach wenigen Monaten war klar: Ich muss tanzen, das
macht mich glücklich, egal wie viel Geld ich verdiene. Diese Leidenschaft kannst du mit keinem Geld der Welt
bezahlen.
Wie viel trainierst du?
Sechs Stunden am Tag. Mal mehr, mal weniger. Wenn wir viele Shows haben und viel auf Reisen sind, ist es
weniger, weil man fit sein muss für den nächsten Auftritt.
„Wenn du etwas haben möchtest, musst du dafür kämpfen“
Fühlst du dich als Vorbild?
Dass man mit seiner Leidenschaft, mit dem, was man liebt, die ganze Welt kennenlernen kann, dafür bin ich sicher
ein Vorbild für andere. Ein Vorbild, dass man es wirklich schaffen kann.
Auch wenn sich das für mich manchmal immer noch unwirklich anfühlt, wenn ich mal wieder in ein Flugzeug steige
und ein paar Stunden später eine Show habe in einem fremden Land.
Doch es zeigt mir nur, wenn du es wirklich willst, kannst du es erreichen. Das gilt für jeden Menschen, egal was
du machst.
Es liegt an dir: Wenn du etwas haben möchtest, musst du dafür kämpfen, dann musst du alles geben. Und dann wirst
du auch belohnt. Ich glaube an Schicksal.
Das Leben ist also formbar?
Ja, das Leben ist formbar. Wenn ich nicht an meine Träume geglaubt hätte, wäre ich immer dort geblieben, wo ich
war. Aber ich habe daran geglaubt, habe mein Leben selbst geformt und mir meine Träume erfüllt.
Du lebst deinen Traum!
Absolut. Für mich gibt es keinen anderen Beruf, der mir so viel Liebe geben könnte und so viel Spaß, alles, was
dazugehört, es ist unglaublich. Es ist ein Traumjob. Wenn jemand mit meinen Augen sehen könnte, was ich erlebe,
der würde sofort verstehen, warum ich das Tanzen so liebe.
„Du fühlst dich federleicht, bist am Schweben“
Was macht die Faszination genau aus?
Es sind unbeschreibliche Gefühle. Wenn die Leute dich sehen und ausrasten, du fühlst dich plötzlich federleicht, du bist am Schweben, du hast so eine Energie, solch eine Kraft, das ist nicht mehr normal. Oder bei den großen Shows: Wenn ich sehe, wie Kinder sich freuen, lachen, staunen, auch ihre Eltern, das macht mich einfach nur glücklich. Dafür lohnt sich jedes Training, da sind auch alle Schmerzen vergessen.
Wir finden, Möbel von form.bar passen mit ihrem besonderen Schwung und der Dynamik sehr gut zu dir - denkst
du das auch?
Klar, brutal gut. Wenn ich bald meine Tanzschule eröffne, will ich auf jeden Fall auch ein paar form.bar-Möbel haben. Die Designs sind so modern, die haben was ganz Spezielles, die sind einzigartig. Ich will aus meiner Tanzschule auch etwas Einzigartiges machen, das passt also wie die Faust aufs Auge.