„Mit form.bar ist man aktiver Gestalter, nicht nur passiver Konsument“
Wie wird der Mensch glücklich? Holger Wohlfahrt, Doktor der Philosophie und Autor zahlreicher Bücher, hat sich mit dieser Frage intensiv beschäftigt und auch einen „Wegweiser zum Glück“ verfasst, Titel: „Wie man glücklich wird und dabei die Welt rettet“. Im Interview erklärt er, was für ihn ein erfolgreiches Leben ausmacht, spricht über fließende Formen, Jesus, Freiheit und den FC Bayern und verrät, wie er wichtige Entscheidungen trifft.
Lieber Herr Dr. Wohlfahrt, wir denken, dass das Leben formbar ist – wie haben Sie es geschafft, es nach
Ihren Wünschen erfolgreich zu gestalten?
„Erfolg“ leitet sich semantisch vom Verb „erfolgen“ ab, was die Folge eines Handelns beschreibt.
„Erfolgreich“ im eigentlichen Sinn wird man also überhaupt nur dann, wenn man handelt und nicht in Passivität
erstarrt.
Ich persönlich bin aber der Meinung, dass unserer hyperaktiven und dauergestressten Gesellschaft etwas mehr Ruhe
und mehr Fähigkeit zu Passivität, Langeweile und Nichts-Tun durchaus guttäten.
Zuletzt wurden viele von uns ja immer wieder durch die Corona-Maßnahmen zu einer gewissen Ruhe und einem
Innehalten gezwungen.
An den Reaktionen merkte man, wie sehr unsere Gesellschaft es verlernt hat, zur Ruhe zu kommen.
Warum ist Ruhe wichtig?
Sie ist notwendiger Bestandteil dessen, was in der Philosophie oft das „Gute Leben“ genannt wird.
Ich möchte für mich nicht in Anspruch nehmen, mein Leben in diesem Sinne erfolgreich gestaltet zu haben. Ich
glaube aber grundsätzlich,
dass ein Leben erst in dem Moment wahrhaft gut und damit letztlich in einem tieferen Sinne auch erfolgreich
wird,
also über kurzfristige Siege hinausgeht, wenn man aufhört, krampfhaft nach Erfolg zu streben.
Was kann helfen, um in diesem Sinne erfolgreich zu sein?
Eine gewisse geistige Unabhängigkeit ist dafür eine unerlässliche Voraussetzung. Wer ein im philosophischen
Sinne gutes Leben führen will, darf sich also nicht zu sehr zum Gefangenen gesellschaftlicher Moden machen
lassen.
„Ein Ferrari in der Garage ist für mich nicht gleichbedeutend mit Erfolg“
An wen denken Sie, wenn Sie an erfolgreiche Menschen denken?
Ehrlich gesagt denke ich nicht sehr oft in solchen Kategorien. Viele definieren Erfolg wohl auch anders als ich.
Erfolg ist in unserer Gesellschaft für viele eben noch immer gleichbedeutend mit dem Ferrari, der in der Garage
steht. Mir fällt auf, dass viele derjenigen Menschen, die nach dieser Art des Ferrari-Erfolgs streben, sehr
unausgeglichen, unruhig und interessanter Weise oft auch unauthentisch wirken. Einige der in ihren Bereichen
wirkungsmächtigsten Menschen der Geschichte waren übrigens zu Lebzeiten ganz und gar nicht Ferrari-erfolgreich.
Wen meinen Sie zum Beispiel?
Man denke an die kulturelle Wirkungskraft der Religionsgründer Jesus oder Buddha. Wir werden nie wissen, ob bzw.
in welcher Form diese mythischen Personen wirklich gelebt haben. Den Überlieferungen zufolge waren sie aber
alles andere als das, was man heute erfolgreich nennt. Sie zelebrierten ihre Armut geradezu. Jesus wurde schon
in bitterste Armut geboren, verharrte freiwillig in ihr und wurde in seinem Leben später nach allen Regeln der
Kunst gedemütigt. Buddha wurde immerhin in ein wohlhabendes Haus geboren. Aber die Basis für den ungeheuerlichen
Erfolg des Buddhismus legte er in dem Moment, in dem er beschloss, nicht mehr erfolgreich sein zu wollen. Aber
auch in anderen, weltlicheren Bereichen waren einige große Persönlichkeiten nicht unbedingt sehr erfolgreich –
gemessen an der beschriebenen Erfolgsmentalität des modernen Menschen. Man denke an Mozart, an Kafka, an van
Gogh. Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen.
Wie treffen Sie wichtige Entscheidungen?
Indem ich mir den Satz von Sokrates vergegenwärtige, der gesagt haben soll: „Egal wie du dich entscheidest, du
wirst es bereuen.“ Ob das tatsächlich so ist, sei dahingestellt. Jedenfalls nimmt es der Entscheidungsfindung
die Schärfe.
„Freiheit bedeutet, keine Angst zu haben“
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich habe meinem Buch über die Vereinbarkeit von Christentum und Islam ein Zitat von Ludwig Wittgenstein
vorangestellt: „Trachte zu verstehen, was du hassen willst.“ Das scheint mir in gewissem Sinne ein lohnendes
Lebensmotto zu sein. Jede noch so unangenehme Situation, jeder noch so unsympathische Mensch, jedes schier
unerträgliche Leiden kann doch auch eine Bereicherung darstellen. Vor allem dann, wenn man sich gedanklich und
geistig auf jene unliebsame Situation oder jenen abstoßenden Menschen einlässt. Wenn man also versucht, ein
tieferes Verständnis zu erlangen. Das weitet nicht nur den eigenen Horizont, sondern wirkt auch deeskalierend.
Statt also beispielsweise andere Meinungen allzu schnell zu verurteilen, sollte man immer erst versuchen, die
Menschen, denen diese Meinungen entspringen, zu verstehen.
Was war der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Es fällt mir schwer, einen Ratschlag herauszupicken. Ich bin für jeden Ratschlag dankbar – allerdings bin ich
auch ein sehr kritischer Mensch. Ich frage mich oft: Was bezweckt das Gegenüber damit wirklich? Will es zeigen,
wie kompetent es ist? Will es sich über mich erheben? Oder will es mich wirklich mir zuliebe vor einem Übel
bewahren oder mir Gutes tun? Doch selbst wenn ich zu der Überzeugung gelange, dass man es wirklich gut mit mir
meint: Mir fällt es immer schwer Ratschläge anzunehmen, die meinen eigenen Überzeugungen nicht von vornherein
entsprechen. Natürlich habe ich es schon oft bereut, nicht auf das Gegenüber gehört zu haben. Stattdessen habe
ich sehr oft Fehler, die andere bereits gemacht hatten und vor denen sie mich warnten, wiederholt. Es hätte z.B.
gereicht, dass diejenigen, die mir den Rat gaben, gewisse Vororte von Paris oder gewisse Gegenden in Asien zu
meiden, von irgendwelchen Gangstern überfallen worden sind…Andererseits hätte ich dann auch einige spannende
Geschichten weniger erlebt.
Was bedeutet für Sie Freiheit?
Freiheit bedeutet für mich zuvorderst, keine Angst zu haben. Das heißt im Umkehrschluss natürlich auch: Je mehr
Angst Menschen haben, desto unfreier sind sie – und desto leichter akzeptieren sie es, wenn andere sie in ihrer
Freiheit weiter beschneiden. Diktatoren aller Zeiten waren sich dieses Zusammenhangs bewusst und ersannen daher
wunderbare Bedrohungsszenarien, die die Angst der Massen schürten und die Einschränkung von Freiheitsrechten
dann gut begründbar machten.
„Nachhaltig glücklich sein, ist für mich die höchste Form des Erfolgs“
Kann man lernen, mutiger zu sein?
Es ist eine interessante Frage, ob der Mensch frei genug ist, sich eine gewisse Angstfreiheit anzueignen. Es
gibt nicht wenige Hirnforscher, die davon ausgehen, dass der Mensch im Großen und Ganzen durch seine Gene,
maximal noch durch die besonders prägende Zeit der frühen Kindheit, weitgehend in seinem Denken festgelegt ist.
Ich selbst weigere mich aber, an eine derartige Determiniertheit zu glauben. Ich glaube schon, dass der Mensch
„formbar“ bleibt. Andernfalls wäre mein Selbstverständnis als handelnder, denkender und auch fühlender Mensch
stark bedroht. Von eigenem Tun, eigener Leistung, auch von Siegen oder Niederlagen könnte dann kaum noch die
Rede sein.
Wie wird man glücklich?
Um diese Frage zu beantworten, müsste man erstmal definieren, was Glück eigentlich ist. Der römische Gelehrte
Varro kam zu seiner Zeit auf 289 Definitionen! Heute sind sicher noch einige hinzugekommen. Was aber ist nun
Glück? Ein punktuelles Gefühlshoch? Das ist recht leicht zu erreichen. Man muss nur eine Schokolade essen, einen
guten Wein trinken, sich den FC Bayern zur Lieblingsfußballmannschaft erwählen und dann über jeden einzelnen
Sieg freuen… Letztlich muss jeder für sich wissen, was ihr oder ihm guttut, was also ein derartiges Gefühlshoch
bringt.
Und Glück, das länger anhält?
Das ist schwieriger. Also ein anhaltendes, über punktuelle Gefühlshöhen hinausgehendes Glücksempfinden zu
erlangen, das vielleicht besser mit dem Begriff Zufriedenheit zu bezeichnen ist. Der Weg dorthin entspricht
eigentlich dem, was ich vorher schon einmal zum Erfolg sagte: Wirklich nachhaltig glücklich – was für mich
übrigens die höchste Form des Erfolgs darstellt – wird man wahrscheinlich erst dann, wenn man aufhört, es sein
zu wollen. Schon der chinesische Weise Laotse meinte dazu: „Vollkommenes Glück ist das Nichtvorhandensein des
Strebens nach Glück.“ Etwas poetischer drückte das der indische Jesuitenpriester Anthony de Mello aus: „Das
Glück ist ein Schmetterling. Jag ihm nach und er entwischt dir, setz dich hin, und er lässt sich auf deiner
Schulter nieder.“
„Die runden, fließenden Formen entsprechen meinem Sinn von Ästhetik“
Ihr jüngstes Buch trägt den Titel „Wie man glücklich wird und dabei die Welt rettet“ - ist die Welt noch zu
retten?
Die Welt als solche ist gar nicht bedroht. Die gab es immer und die wird es auch immer geben. Das können wir
Menschen uns mit unserem begrenzten Horizont nur nicht vorstellen. Ob der winzige Planet Erde aber noch sehr
lange die Grundlagen dafür bietet, dass Menschen auf ihr leben können, ist eher fraglich. Vielleicht geht das
sogar noch einige Jahrhunderte gut. Aber irgendwann werden die Ressourcen erschöpft sein. Und ohne die geht es
halt mal nicht! Selbst Anpassungen der aktuellen Lebensweisen werden das wohl kaum verhindern können. Es gibt
schlichtweg zu viele Menschen auf einem zu kleinen Planeten.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Für die nächsten Jahrzehnte bleibt nur zu wünschen, dass endlich eine Anpassung der Menschheit an die neuen
Notwendigkeiten vollzogen wird. Andernfalls werden Erderwärmung und Kriege um die weniger gewordenen Ressourcen
immer noch unvorstellbare Folgen für uns alle bringen. Noch ist aber nichts verloren. Noch können, soweit ich
die wissenschaftliche Forschung hierzu überblicke, einschneidende Maßnahmen die Erderwärmung und ihre Folgen
zumindest begrenzen und abmildern. Hierfür sind sicher schnelle und noch bessere Lösungen im öko-technischen
Bereich notwendig. Darüber hinaus müssen wir uns von unserem ausschweifenden Lebensstil verabschieden.
„Ich habe im Internet nach einem schönen und nachhaltigen Möbel gesucht“
Für viele ist das eine Horrorvorstellung...
Ja, ist es. Ich bin hingegen der Meinung, dass genau ein solcher Einschnitt recht gesund wäre. So sehr wir das
Paradigma des ständigen Wachstums verinnerlicht haben und als glücksstiftend annehmen: Die Zahl derjenigen, die
unter seelischen Erkrankungen leiden, nimmt nachweislich zu, je mehr wir uns dem modernen Leben mit all seinem
Luxus und all seinen Ausschweifungen hingeben. Das Ziel meines Buchs mit dem etwas reißerischen und ehrlich
gesagt auch nicht ganz korrekten Titel ist es denn auch, zu zeigen, dass viele der Maßnahmen zur „Rettung der
Welt“ keine Bedrohung für unsere Vorstellung von einem erfüllten und guten Leben darstellen, sondern eigentlich
wohltuend für jeden Einzelnen für uns sein würden.
Was inspiriert Sie?
Das Schöne an der Inspiration ist, dass sie meist unverhofft kommt. Unersetzbare Grundlagen für Inspiration sind
für mich aber die Natur, die Musik, viel und gute Lektüre und ebenso viele und gute Gespräche mit interessanten
Menschen.
Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Traue dich, noch mehr Fehler zu machen!
Wie haben Sie form.bar entdeckt?
Ich habe form.bar zufällig im Internet entdeckt, als ich nach einem schönen und möglichst nachhaltigen Möbel für
meinen Eingangsbereich gesucht habe.
„Der Konfigurator ist idiotensicher“
Warum haben Sie sich für form.bar entschieden?
Zunächst hat mich das Design der Möbel stark angesprochen. Die runden, fließenden Formen, die etwas
Spielerisches haben, sich aber zu keiner Zeit in Beliebigkeit verlieren, entsprechen meinem Sinn von Ästhetik.
Als ich dann etwas recherchiert habe, stieß ich auf den nachhaltigen Ansatz von form.bar, der mir ebenfalls sehr
zusagt. Die definitive Entscheidung fiel dann aber, als ich merkte, dass man innerhalb des attraktiven
Design-Musters individuell seine Wünsche einbringen und die Möbel zu einem guten Teil selbst entwickeln kann.
Man ist also nicht nur passiver Konsument, sondern aktiver Gestalter des Produkts. Sowas gefällt mir! Das
i-Tüpfelchen war dann noch, dass form.bar im Saarland beheimatet ist – der Heimat meiner Mutter. Ich verbinde
viele gute und schöne Erinnerungen mit diesem besonderen kleinen Fleckchen Erde und freue mich, jetzt ein
weiteres Stück Saarland in den eigenen vier Wänden zu haben.
Sie haben bereits drei form.bar-Möbel entworfen – wie kam es zu den Ideen und wie schwierig war dann die
Umsetzung?
Ich habe mit dem Möbel für den Eingangsbereich begonnen. Als ich gemerkt habe, wie viel Freude das Anpassen und
Designen mit dem Online-Programm macht, habe ich noch zwei Regale entworfen. Das Schöne an den form.bar-Möbeln
ist ja auch, dass sie in jedes Fleckchen Raum gut eingepasst werden können. Tatsächlich bin ich im Umgang mit IT
oft ein wenig unbeholfen und hatte anfangs einige leichtere Probleme beim Bedienen des Programms – obwohl es,
ehrlich gesagt, idiotensicher ist. Aber Julia Frost von form.bar hat mir wunderbar geholfen. Inzwischen könnte
ich stundenlang mit dem Programm spielen.