„Mut ist das Geheimnis von Freiheit und Freiheit das Geheimnis von Glück“
David Zimmer ist ein Phänomen. Kurz vorm Abitur bricht er die Schule ab, startet als Unternehmer durch, erst läuft das Geschäft, dann bricht alles zusammen, mit 20 hat er 750.000 DM Schulden, drei Jahre später die Schockdiagnose Krebs. Doch er macht immer weiter, gibt niemals auf, kämpft, gründet ein neues Startup, später noch eins - und wird belohnt. Im Jahr 2020 verkauft er sein Unternehmen inexio für über eine Milliarde Euro! Nebenbei schreibt er noch ein unfassbar gutes Buch: „Herzblut - Keine Krise ist größer als Deine Chance“. Im form.bar-Interview spricht einer der erfolgreichsten deutschen Gründer über seine Überzeugungen, Selbstzweifel, Freiheit, Glück, Mut und die Weisheiten seiner Oma.
„Ich bin ein ganz normaler Typ“
Lieber David, die meistgestellte Frage an dich lautet: Wie machst du das? Die Menschen wollen das Geheimnis
deines Erfolgs ergründen, sie suchen nach einer einfachen Antwort. Gibt es die?
Das kann man nicht in einem Satz erklären. Ich bin so, wie ich bin. Entweder hatte ich viel Glück oder ich mache
vieles richtig.
Was das genau ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall war und bin ich immer ich selbst geblieben und habe mich
nie verbiegen lassen.
Herzblut, Hartnäckigkeit, Mut – in deinem Buch beschreibst du eindrucksvoll und sehr persönlich, was einen
erfolgreichen Unternehmer ausmacht.
Warum fragen so viele dennoch immer nach dem besonderen Geheimnis des David Zimmer?
Ich glaube, weil sie eine einfache Erklärung haben wollen: Warum bin ich hier und warum ist der David gefühlt
100 Jahre weiter? Dafür will man eine einfache Antwort.
Weil man sonst anfangen müsste, sich selbst zu hinterfragen und nach seinen eigenen Fehlern zu suchen. Aber
meine Wahrnehmung ist: Ich bin ein ganz normaler Typ.
Aber du musst etwas haben, was andere nicht haben.
Vielleicht sind zwei Dinge wichtig. Ich habe über die Jahre und mit zunehmenden Erfolg gelernt, Nein zu sagen.
Vorher konnte ich das nicht besonders gut. Das spart unheimlich viele Ressourcen.
Das heißt nicht, dass ich total empathielos bin. Aber ich sage den Leuten klar: Ich höre mir dein Problem an,
ich gebe dir einen Ratschlag, aber ich löse dein Problem nicht.
Das ist enorm wichtig für den peace of mind. Ich arbeite auch nicht bis zum Umfallen. Die ganzen Typen, die mir
erzählen, sie müssen 16 Stunden am Tag arbeiten, die machen irgendwas falsch.
Ich arbeite zwar auch viel und gern, aber keine 16 Stunden. Sicher gab es auch mal solche Phasen.
Aber ich versuche heute weniger zu arbeiten und um mich herum Menschen ein positives und wertschätzendes Umfeld
zu bieten und sie einfach arbeiten zu lassen.
„Jeder Mensch ist per se gut“
Was noch?
Beim zweiten Punkt hat mich meine Oma sehr beeinflusst, sie hat mir ein sehr positives Menschenbild vorgelebt,
was sich auch nicht zerrütten lässt.
Kürzlich hat ein Bekannter noch zu mir gesagt: David, du hast so viel Scheiße erlebt und bist so vielen Menschen
begegnet, die dich über den Tisch ziehen wollten.
Aber du glaubst immer noch an das Gute im Menschen. Genau!
Tolle Oma! Was hat sie dir außerdem beigebracht?
Ganz viele alte Weisheiten. Ich mag solche Sätze. Zum Beispiel „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es
heraus“.
So gehe ich mit Menschen um, mit meinen Mitarbeitern. Denn ich glaube, dass der Mensch Verhalten spiegelt.
Wenn er das Gefühlt hat, er wird nur verarscht, versucht er zurück zu verarschen. Oder „Not macht erfinderisch“.
Warum haben wir in Deutschland nicht genügend Gründer? Weil wir keine Not haben, uns geht es zu gut.
Meine Oma hat auch immer gesagt „Behandle jeden so, wie du selbst gern behandelt werden willst“.
Wenn du mit diesen Basis-Prinzipien durchs Leben gehst, brauchst du kein Manager-Seminar, dann geht vieles von
selbst.
Ich war zumindest noch nie auf einem solchen Seminar.
Das Leben ist leichter, wenn man an das Gute im Menschen glaubt?
Ja. Jeder Mensch ist per se gut, bis auf wenige Einzelfälle, so habe ich das erfahren. Das ist meine
Grundhaltung und die macht einen großen Unterschied.
Ich kann vertrauen. Die Leute können bei mir in einer Umgebung arbeiten, wo sie wissen, ich gebe Vertrauen, es
dürfen Fehler gemacht werden.
Oft ist es ja ganz anders, der Mitarbeiter ist austauschbar und eine potentielle Fehlerquelle.
Wenn ich mit dieser Haltung führe, haben die Mitarbeiter alle Angst und Angst ist nie ein guter Ratgeber.
In dem Moment, wo du den Menschen Vertrauen schenkst und ihnen nicht den Kopf abreißt, wenn sie einen Fehler
machen, sondern sie bestärkst und gemeinsam das Problem löst,
zahlen sie das doppelt und dreifach zurück. Das ist eine Kultur, die man aktiv fördern muss. Dazu gehört auch,
dass es für die Mitarbeiter, die das Vertrauen missbrauchen,
klare Konsequenz gibt, auch wenn es manchmal brutal ist und weh tut.
Motivation durch Vertrauen?
Absolut. Und das multipliziert sich ja. Wenn jeder bereit ist, 10 Prozent mehr zu geben, und das machen 50
Leute, dann sind das plus 500 Prozent.
Das macht viel mehr Sinn, als wenn der Chef ständig mit der Peitsche durch die Gegend läuft und versucht, die
Motivation der Mitarbeiter von 70 auf 80 Prozent zu bringen.
So ist es aber leider oft. Das habe ich auch in einem früheren Job so erlebt. Dort haben die Leute nie über ihr
Gehalt gesprochen, sondern über „Schmerzensgeld”.
Vielleicht im Spaß. Aber wenn das zum Mindset wird, dann bist du verloren.
„Die wenigsten Leute schaffen den ersten Schritt“
Mit Anfang 20 hattest du alles verloren, Schulden ohne Ende und dann auch noch die Diagnose Krebs. Dann kam
eine USA-Reise, die alles veränderte.
1996 wurde bei mir Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, ich wurde operiert und keiner wusste, ob ich das überlebe.
Ich habe damals, weil ich ein großer USA-Fan bin, zu meiner Frau gesagt, dass ich noch einmal mit dem Wohnmobil
durch die USA fahren möchte, und wenn es meine letzte Reise wird.
Wir sind dann die Ostküste hoch, von Florida bis nach Boston und sind auch zur Harvard University. Denn ich bin
immer schon ein Bücherwurm gewesen,
kann mich stundenlang in einer Bibliothek aufhalten, ohne dass mir langweilig wird. So auch in Harvard - und
dann habe ich dieses Buch gefunden: „How to become your own ISP“,
also dein eigener Internet-Provider, damit konnte damals noch kaum jemand was anfangen, gerade in Deutschland.
Ich hatte selbst auch keine Ahnung vom Internet,
das war ja alles erst am Entstehen, es gab AOL, Compuserve, aber nicht viel mehr. Aber ich dachte schon, dass
das alles ein großes Ding wird. Deshalb wollte ich das dünne Buch,
es war eine Masterarbeit, unbedingt haben. Und deshalb habe ich die Bibliothekarin so lange zugequasselt, bis
sie mir ein Exemplar verkauft hat; für 100 Dollar.
Was ist dann passiert?
Als ich wieder zuhause war, habe ich sofort meinem Bruder davon erzählt und wir sind dann zum Steuerberater,
denn wir brauchten grob etwa 120.000 Mark von der Bank.
Als wir ihm gesagt haben, dass wir eine supertolle Idee hätten und was mit Internet machen wollen, hat er nur
die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
Er hat uns abgeraten und für verrückt erklärt, das nächste Risiko einzugehen, schließlich hatten wir uns
jahrelang den Hintern aufgerissen, um Schulden abzubezahlen.
Wir aber haben gesagt: Doch, doch, das machen wir!
Ihr habt das Geld von der Bank bekommen?
Ja, ein junger Kerl, der die Idee verstanden hat, hat den Kredit genehmigt. Heute wäre sowas wahrscheinlich gar
nicht mehr möglich.
Aber dann konnten wir loslegen als Provider, es war die Geburtsstunde von SaarGate und die Kernidee für inexio
später.
Mutig! Was ist aus deiner Sicht schwieriger: der erste Schritt oder der zweite, dritte, der hundertste?
Ich glaube, es ist gleich schwierig, aber es erfordert unterschiedliche Kompetenzen. Der erste Schritt braucht
viel Mut, und wenn du in dem Flow drin bist,
brauchst du nicht mehr so viel Mut, sondern Frustrationstoleranz, weil hier etwas schiefgeht und da etwas
schiefgeht und das vieles nicht läuft wie geplant.
Das geht ja vielen so, du schreibst 50 Angebote und bekommst 40 Absagen, aber musst beim 51. Angebot immer noch
an dich glauben. Es ist nicht vergleichbar.
Aber klar: Wenn du nicht bereit bist, den ersten Schritt zu machen, musst du dir über den Rest keine Gedanken
machen. Meine Erfahrung ist:
Die wenigsten Leute schaffen den ersten Schritt. Das merke ich zum Beispiel, wenn ich Vorträge halte. Nicht
selten kommen danach Menschen zu mir und wollen mir ihre Ideen erzählen.
Ich habe mir abgewöhnt das anzuhören. Mittlerweile sage ich: Schreiben Sie mir doch eine Mail, dann schaue ich
mir das gerne an. Das Ding ist: Du hörst nichts mehr von diesen Leuten.
Allein der kleine Schritt, das, was in ihrem Hirn ist, in eine Mail zu packen, sich eine Stunde hinzusetzen,
allein das ist für viele schon zu viel.
Die Bequemlichkeit der Menschen ist grenzenlos.
„In jedem von uns steckt ein Atomkraftwerk mit grenzenloser Energie“
Wie schafft man es, diese Bequemlichkeit zu überwinden? Wie schaffst du es, auch bei anderen?
In jedem Menschen steckt so viel Energie, die muss man nur in die richtige Richtung lenken. Viele bekommen es
selbst nicht hin. Deshalb sind gute Führungskräfte so wichtig.
Ich sage immer, in jedem von uns steckt ein „Atomkraftwerk” mit grenzenloser Energie, und als Führungskraft muss
man nur den Knopf finden, um es anzuschalten.
Das Problem ist: Der Knopf ist nicht bei jedem an der gleichen Stellen. Die meisten Organisationen versuchen
aber, alles gleich zu machen.
Sie denken, das ist Position X, daher muss der Knopf an dieser Stelle sein und schauen gar nicht auf den
Menschen auf dieser Position sondern nur auf die Position.
Ist er aber nicht. Mit starren Organisationsformen kommst du nicht weiter, denn du merkst gar nicht, dass du an
der falschen Stelle nach dem Knopf suchst.
Wie findet man den richtigen Knopf?
Das ist die Kunst und natürlich auch eine Frage von Erfahrung. Ich persönlich habe da viel in meiner Zeit als
Ehrenämtler gelernt, zum Beispiel bei einem Triathlon-Verein.
Da kommst du mit Drohungen wie einer Gehaltskürzung oder Abmahnung nicht weiter, wenn etwas nicht läuft. Du
musst die Menschen ganz anders motivieren.
Für mein Führungsverhalten war das Ehrenamt extrem wichtig. Daher möchte ich diese Zeit niemals missen. Ich
werde auch nie einen Mann vergessen,
der sich auf seiner Arbeit wegen eines Burnouts hat krankschreiben lassen und gleichzeitig stolz erzählte, dass
er sich gerade für einen Ironman angemeldet hat.
Burnout im Job und so viel Energie in der Freizeit – irgendwas stimmt da doch nicht. Aber es ist sicher kein
Einzelfall.
Warum sind viele Menschen nicht willens oder in der Lage, etwas in ihrem Leben zu verändern, warum bleiben
viele lieber auf der Couch sitzen?
Ganz einfach: Weil es bequemer ist. Und: Viele Menschen sind unsicher, trauen sich nicht.
Wo kommt Selbstvertrauen her?
Kleine Kinder lernen laufen, fallen hin, stehen wieder auf, gehen, fallen hin, gehen weiter, so entsteht
Vertrauen, Selbstvertrauen.
Doch irgendwann, und da spielt die Schule leider eine große Rolle, sollen die Kinder dieses Ausprobieren, dieses
Machen abstellen, sollen nur noch gleichförmig mit dem Strom schwimmen.
Du bist selten mit dem Strom geschwommen, hast die Schule geschmissen, nicht studiert, sondern hast dir ganz
viel selbst beigebracht. Wie?
Was mir immer geholfen hat, ist Kreativität. Schon in der Schule war das so. Mein Klassenlehrer hatte meiner
Mutter mal gesagt:
„Wenn Ihr Sohn sich ans Ohr greift, dann ist der wie in einer anderen Welt, dann träumt er.“ Genau so war es.
Ich war in einer anderen Welt, in meiner Welt.
Diese Träumerei habe ich mir nie nehmen lassen. Auch in den Misserfolgen nicht. Ich glaube, dass ich zum Teil
auch autistische Züge habe.
Wenn ganz viel Gegenwehr kommt, dann werde ich ruhig, konzentriert, dann rede ich nicht mehr, sondern ziehe mein
Ding durch. Gegen alle Widerstände.
Das war schon häufiger so, gerade in entscheidenden Momenten kurz vorm Abgrund. Es gab viele Situationen, wo es
mit inexio auch in eine andere Richtung hätte gehen können.
Da hat mir diese Ruhe, haben mir diese Scheuklappen geholfen. Denn wenn du die ganze Noise an dich ranlässt,
wird es nichts.
„In Deutschland herrscht Perfektionswahn – der ist enorm hinderlich“
Weniger reden, mehr machen: Ist das einer der großen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA?
In Deutschland herrscht Perfektionswahn. Der ist enorm hinderlich und schadet dem Selbstvertrauen.
Der Amerikaner fängt einfach mal an und glaubt an den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung nach dem Motto:
Version 2 kann ich immer noch besser machen. Beim Deutschen muss Version 1 schon perfekt sein. Ist sie es nicht,
schämen sich die Leute.
Perfektionisten brechen zusammen, wenn es nicht mehr perfekt läuft in ihrem Leben. Ich hingegen weiß, dass mein
Leben nie perfekt sein wird.
Aber deshalb aufgeben? Klar ist: Wenn man aufgibt, hat man verloren. Also gebe ich einfach nicht auf.
Setzt sich der deutsche Erfindergeist langfristig nicht doch durch?
In der Vergangenheit war es so. Aber heute ist die Autoindustrie und der deutsche Maschinen und Anlagenbau wohl
die letzten Überbleibsel der Industriegesellschaft.
Wir leben in einer Wissensgesellschaft, in der du Plattformen schaffen kannst, die nach dem Prinzip „The winner
takes it all“ funktionieren, für alle andern bliebt nicht viel übrig.
Ich mache leider die Beobachtung, dass wir alle Zukunftstechnologien leider nicht besetzen. Auch das Auto der
Zukunft wird ja primär von Software definiert.
Hat Google gewonnen?
Wenn du siehst, wie viel Vermögen in Amerika schon generiert wurde bei Google und Facebook und welche Macht sie
besitzen, muss man sich fragen, wohin das führen soll.
Denn alte Gesetze greifen nicht, weil durch die kostenlosen Dienste die Verbraucher angeblich nicht geschädigt
werden. So ist zumindest die alte Denke.
Doch man muss dringend umdenken, wenn Wahlen manipuliert werden, wenn man einer Gehirnwäsche unterzogen wird
durch bestimmte Suchfunktionen wie z.B.
die Funktion Autovervollständigung bei Google. Ich zweifle daran, ob die Politik noch die Macht bzw. den
notwendigen Mut hat, an diesem quasi rechtsfreien Raum etwas zu ändern.
„Ich entscheide, was ich mit meinem Leben anfange, nicht Frau Merkel“
Was bedeutet für dich Mut? Und warum lohnt es sich, mutiger zu sein?
Mut ist das Geheimnis von Freiheit, und Freiheit ist das Geheimnis von Glück. Jeder Mensch will für sich in
Freiheit leben.
Der eine fühlt sich schon frei, wenn er abends Netflix anschalten kann.
Ich fühle mich seit Corona in diesem Land nicht mehr richtig frei, weil mein Leben extrem eingeschränkt ist.
Denn ich komme immer dann ins Glück, wenn ich glaube, dass ich Kontrolle über das habe, was mir widerfährt.
Und das geht bei mir am besten über Eigenverantwortung. Ich entscheide, was ich mit meinem Leben anfange, nicht
Frau Merkel, Herr Drosten oder wer auch immer.
Wenn ich während Corona mit 20 erwachsenen Leuten eine Party feiern will, dann ist das so, dann geht das den
Staat nichts an.
Diejenigen, die Angst davor haben, die können ja zu Hause bleiben und sich schützen.
Kann man anders sehen, ist aber eine klare Meinung!
Mich nerven Leute, die sagen, ich kann die Corona-Maßnahmen nicht kritisieren, denn ich bekomme Aufträge von der
öffentlichen Hand.
Da muss ich sagen: Wegen solcher Idioten gab es das Dritte Reich. Für irgendwas im Leben muss man doch mal
(ein)stehen. Friedrich Merz hat vor Jahren mal gesagt:
Ohne Kompass ist man überall richtig. Ein wahrer Satz. Ich muss doch irgendwann mal sagen, ich bin ich, dafür
stehe ich und das ist nicht verhandelbar.
Das sehe ich aber fast nicht mehr. Alles wird relativiert und beliebig.
Du strotzt vor Optimismus. Gibt es bei dir nie dunkle Zeiten, Zweifel?
Ich habe ständig Selbstzweifel, stelle mich ständig in Frage. Oft hilft es dann schon, mit einem Freund oder
Bekannten darüber zu reden.
Auch vor Vorträgen habe ich zum Beispiel Lampenfieber. Doch ich habe gelernt, dieses Gefühl zu akzeptieren, es
ist da und es ist gut. Es hält mich ehrlich.
Früher hat mich Lampenfieber blockiert, heute nehme ich es einfach hin. Auch im Geschäftsleben sind Zweifel
natürlich nicht selten.
Manchmal sagt der Kopf Ja und der Bauch Nein. Erst kürzlich hatte ich einen geilen Businessplan vor mir, die
Sache könnte ein Erfolg werden,
aber das Team hat mich nicht wirklich überzeugt. Ich habe nicht investiert, denn ich habe keinen Bock mehr auf
faule Kompromisse. Kopf und Bauchgefühl müssen zusammenpassen.
„Zweifel sind gut, sie zwingen dich zum Nachdenken“
Zweifel sind also gar nichts Schlechtes?
Zweifel sind gut, sie sorgen dafür, dass du überprüfst, ob alles im Gleichgewicht ist.
Zweifel sind normal und wichtig. Doch man darf sich von ihnen nicht den Mut nehmen lassen.
Was ist deine Strategie?
Als ich an Krebs erkrankt war, hat mir geholfen, mir den worst case vorzustellen und mir dann Handlungsoptionen
zu überlegen:
Was mache ich, wenn das passiert, was, wenn es so oder so kommt? Das hilft bei Verhandlungen extrem, weil ich
vorher praktisch alle Szenarien durchgespielt habe und weiß,
zu welchem Kompromiss ich möglicherweise bereit bin. Ich habe das vorher schon entschieden und werde in der
Situation nicht überrascht.
Diese Handlungsoptionen führen zu Freiheit, dann verlierst du die Angst. Wichtig ist immer das Ziel: Ob ich nach
links gehe oder nach rechts und noch ein paar Saltos machen muss, egal.
Die meisten verlieren das große Ziel aus den Augen. Zweifel zwingen dich zum Nachdenken – über Plan A, aber auch
über Plan B, C und D.